Dieser Blogbeitrag ist in ähnlicher Fassung am 10. Februar 2017 auf meinem alten Blog erschienen. Ich habe ihn erneut aufgearbeitet.

Der Wilsons Promontory Nationalpark ganz im Süden von Victoria (dort befindet sich übrigens auch der südlichste Punkt vom Festland Australiens) ist für das Auge und die Seele einfach der Wahnsinn. Schmale Wanderwege mitten in der Natur, atemberaubend schöne, weiße Strände, Wälder, Bäche und kleine Flüsse, und außenrum das Meer. Felsen, die zu erklimmen sind, in den Waldboden eingelassene Stufen, Stege und Brücken… Kein Wanderweg ist wie der andere.

So wunderschön ich es dort fand, gibt es doch einige Dinge über die ich wahnsinnig froh gewesen wäre, hätte ich sie vorher gewusst. Diese will ich, neben der Route, für dich hier zusammenfassen. Vorab will ich sagen: Der Besuch im Wilsons Promontory hat mich physisch und psychisch kurzzeitig an meine Grenzen gebracht und war ein wichtiger Meilenstein in meinem persönlichen Entwicklungsprozess. Ich habe in kurzer Zeit sehr viel gelernt. Deshalb klingt dieser Beitrag teilweise etwas hart, da natürlich immer eine persönliche Komponente mit einfließt. Lass dich davon bitte nicht abschrecken: Ich würde den Wilsons Promontory jederzeit bedingungslos empfehlen!

1. Allgemeines

Die neusten Informationen findest du immer auf der Webseite von Parks Victoria: https://parkweb.vic.gov.au/explore/parks/wilsons-promontory-national-park

Hier findest du Informationen zu geschlossenen Campingplätzen und Wanderwegen, Notfallsituationen (z.B. wenn gerade Bush Fire oder Überschwemmungen im Park sind) und auch zur aktuellen Trinkwassersituation.

Ausgangspunkt ist Tidal River, etwa 3 Stunden von Melbourne entfernt. Dort gibt es das Tourist Information Center, wo man auch die Übernachtungen auf den einzelnen Campingplätzen buchen kann. Man kann sie aber auch vorab online buchen. Die Öffnungszeiten des Tourist Information Centers sind Sonntag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr und am Samstag von 9 bis 17 Uhr. Es gibt in Tidal River auch ein kleines Restaurant mit Café und einen General Store für den Grundbedarf an Lebensmitteln und Camping Ausrüstung. Achtung: Es ist natürlich wesentlich teurer als außerhalb des Parks im normalen Supermarkt.

Weiterhin gibt es in Tidal River sowohl Ferienhütten und Schlafsäle als auch einen Campingplatz, den man als Basis nutzen kann für Tageswanderungen im Wilsons Promontory Nationalpark. Von dort aus fährt ein Shuttlebus zwischen 9 und 18 Uhr jede halbe Stunde zu den Startpunkten der Wanderungen im Süden des Parks.

Tidal River im Wilsons Promontory Nationalpark von Oben

2. Die Route(n)

Im Wilsons Promontory Nationalpark war ich insgesamt 8 Tage/7 Nächte gemeinsam mit drei weiteren Backpackern, wir haben zwei mehrtägige Wandertouren gemacht und auf verschiedenen Campingplätzen übernachtet. Dadurch haben wir beinahe die komplette Südseite des Nationalparks erkundet. Auf der Karte, die die Internetseite des Nationalparks zur Verfügung stellt, habe ich unsere Übernachtungsorte bei den Wanderungen (2.-4. Nacht, 6.+7. Nacht) markiert, so dass du die Route ein bisschen nachvollziehen kannst.

Route 1: Südwesten des Wilsons Promontory Nationalparks

Dauer: 4 Tage, 3 Nächte

Campingplätze: Halfway Hut, Roaring Meg und Oberon Bay

Tag 1:

An Tag 1 sind wir am Nachmittag von Tidal River mit dem kostenlosen Shuttle Bus zum Telegraph Saddle gefahren. Von dort aus sind wir über die gut ausgebauten Kieswege zur Halfway Hut gewandert.

Strecke: ca. 7,4 km

Dauer: ca. 2,5 – 3 Stunden

Tag 2:

An Tag 2 sind wir erst gegen Mittag an der Halfway Hut los und zum Campingplatz Roaring Meg gewandert. Auch diese Strecke in den Süden ist gut ausgebaut.

Strecke: ca. 4,6 km

Dauer: ca. 1,5-2 Stunden

Von dort aus sind wir dann noch zum South Point, dem südlichsten Punkt von Festland Australien, gewandert und wieder zurück zum Campingplatz. Diese Wanderung ging quer durch den Wald und war viel spannender, als die Strecken von Campingplatz zu Campingplatz.

Stecke: ca. 7,5 km (hin und zurück)

Dauer: ca. 2-3 Stunden

South Point – der südlichste Punkte Festland Australiens

Tag 3:

An Tag 3 sind wir von Roaring Meg zur Oberon Bay gewandert und haben dort den Tag am Strand ausklingen lassen. Die Strecke verlief größtenteils denselben Weg entlang, den wir gekommen sind (Kies/ausgebaute Straßen) und ging dann quer zum Meer hinüber über Wiesen.

Strecke: ca. 9,3 km

Dauer: 3-4 Stunden

Tag 4:

Am Meer entlang ging es zurück nach Tidal River, unsere Vorräte waren aufgebraucht und wir wollten uns dort für das nächste Abenteuer vorbereiten.

Strecke: 7,6 km

Dauer: 2,5-3 Stunden

Sonnenuntergang in der Obelon Bay

Route 2: Südosten des Wilsons Promontory Nationalparks

Dauer: 3 Tage, 2 Nächte

Campingplätze: Sealers Cove, Little Waterloo Bay

Tag 1:

Durch den Wald ging es, teilweise kletternd, vom Busstop Telegraph Saddle zum Campingplatz Sealers Cove, welcher am Meer liegt. Um zum Campingplatz mussten wir sogar ein kleines Stück durch das Meer, was mir bis zur Hüfte reichte. War aber eher ein Abenteuer als schlimm, es ist nichts nass geworden da wir unsere Rucksäcke einfach höher geschnallt haben.

Strecke: 10,2 km

Dauer: 3-4 Stunden

Tag 2:

Am Meer entlang ging es zum nächsten Campingplatz. Hier machten wir öfter einfach am Strand Pause, um die Zeit zu genießen.

Strecke: 13,6 km

Dauer: 5-6 Stunden

Tag 3:

Die Strecke am 3. Tag führte noch etwa eine halbe Stunde am Meer entlang bevor es wieder ins Landesinnere ging. Auch hier mussten wir noch einmal durch einen kniehohe Meerausläufer waten, da das Wasser ziemlich hoch stand. Irgendwann sind wir dann wieder auf den Weg gestoßen, auf dem wir ganz am Anfang zur Halfway Hut gewandert sind. Da die Shuttle Busse mittags eine Pause einlegen und wir nachmittags zurück in Melbourne sein wollten, mussten wir den 3. Tag quasi rennend hinter uns bringen, um den letzten Bus vor der Pause zurück nach Tidal River zu erwischen. Es hat aber alles geklappt. Ganz knapp.

Strecke: ca. 12 km

Dauer: 4,5-5 Stunden

3. Meine Tipps zur Vorbereitung auf den Wilsons Promontory Nationalpark

  • Informiere dich vorher, wenn du vorhast mehrere Tage im Nationalpark zu verbringen

Der größte Fehler den wir begangen haben: wir sind absolut planlos und mit dem Ziel eine Woche zu bleiben in den Nationalpark kutschiert, was mich zu diesem Zeitpunkt mehr gestresst hat, als man meinen sollte. Am Eingang zum Nationalpark dann die ernüchternde Nachricht: Ist keine Buchung für einen Campingplatz vorhanden, so ist der Nationalpark bei Sonnenuntergang zu verlassen. Penalties Apply.

Wir haben das trotzdem durchgezogen. Die erste Nacht haben wir mit einem wunderschönen Sonnenuntergang im Zelt am Strand verbracht, da in Tidal River alles ausgebucht war. Das ist natürlich nicht ganz legal, und auch wenn es super romantisch klingt, ist eine Nacht am Strand nicht unbedingt das Wahre (besonders, wenn man die Flut vergisst). Empfehlen kann ich es daher nicht unbedingt. Entsprechend müde und ausgelaugt war ich am nächsten Tag, an dem unsere Wanderung los ging.

Es gibt im Wilsons Promontory Nationalpark außer dem in Tidal River kaum Campingplätze, die mit dem Auto zugänglich sind. Die meisten sind nur zu Fuß und dann inklusive Rucksack mit Campingzubehör zu erreichen. Machbar, man sollte sich aber mental darauf vorbereiten, denn physisch ist das sehr anstrengend, wenn man es nicht kennt. Für einen Wander-Anfänger wie mich (zu dem Zeitpunkt) waren sieben Tage wandern inklusive Campingausrüstung einfach zuviel. Heute würde das wahrscheinlich auch ganz anders aussehen.

Wem das Wandern mit Ausrüstung nicht liegt, der hat wie oben bereits beschrieben immer die Möglichkeit, in Tidal River unterzukommen und von dort aus Tageswanderungen zu machen. Beispielsweise, wie in Route 1 beschrieben, nach Obelon Bay oder auch auf den Mt. Bishop, auf welchem wir letztendlich nicht waren.

Sonnenuntergang am Strand

  • Bereite dich vernünftig auf die mehrtägigen Wanderungen vor

Unsere erste, letztendlich spontan gebuchte Tour (Route 1) ging über 4 Tage/3 Nächte ganz in den Süden bzw. den Südwesten des Nationalparks. Wir hatten wenig Zeit für die Vorbereitung – unsere Vorstellung war nämlich urspünglich, irgendwo zu campen und dann lediglich Tagestouren zu machen. So mussten wir spontan unser Gepäck so reduzieren, dass es gesund auf dem Rücken tragbar ist. Auch das Essen war ein Problem, da wir die Information hatten, es gäbe einen Supermarkt in Tidal River. Dieser war allerdings lediglich einen General Store mit minimaler Auswahl und maximalen Preisen. Also mussten wir improvisieren. Auf dem Parkplatz haben wir Nudeln und Reis vorgekocht, um den Campingkocher nicht mitschleppen zu müssen. Ich habe mir einen Wasserfilter, mit Solar-Powerbank zum Aufladen gekauft, um nicht auch noch Wasser für 4 Tage mitschleppen zu müssen. Auf den Campingplätzen gibt es nämlich kein Trinkwasser. Die Powerbank hat allerdings nicht funktioniert, weshalb ich die für mein Handy auch für den Filter nutzen musste. (Ich konnte dann nach der Rückkehr beides zurück geben und habe auch das komplette Geld zurückbekommen.)

Für die zweite Tour (Route 2), die über 3 Tage/2 Nächte in den Osten des Nationalparks ging, hatten wir dann schon eher einen Plan im Kopf, was wir brauchten, und was nicht. Das Gepäck wurde nochmal reduziert, wir sind zu einem günstigeren General Store außerhalb des Parks gefahren, und waren auch mental besser vorbereitet auf das, was uns erwartet.

Körperlich fand ich das Ganze wirklich schwierig und ich war nach der Woche ziemlich am Ende. Ich hatte aufgrund des Plans mit den Tagestouren einfach etwas anderes erwartet und war überhaupt nicht vorbereitet. Man kann das Ganze natürlich auch ganz anders und komplett ohne Overnight-Hikes (oder lediglich 1-2 Nächte) angehen. Das ist ja jedem persönlich überlassen.

  • Wähle die richtige Reisebegleitung

Ich hatte leider Kommunikationsprobleme mit den anderen Backpackern, die zudem ziemlich sportlich unterwegs waren. Wie gesagt, hatte ich einige Tagestouren erwartet, mit leichtem Gepäck, die kein Problem für mich gewesen wären. So saß ich quasi „fest“, und hatte aufgrund dessen, dass alles ausgebucht war, auch keine andere Möglichkeit, als mich den anderen anzuschließen und alles mitzumachen. Sicher lag das Problem hier vor allem bei mir, in meinem Verhalten war ich damals einfach festgefahren, „unflexibel“ und irgendwie überhaupt nicht bei mir selbst.

Ab gesehen davon gab es fast nirgendwo Empfang fürs Handy – was an sich mal eine echt tolle Abwechslung war. Man besinnt sich auf sich selbst, lebt mehr im Moment und hat nicht immer ein Auge im Außen, was wohl gerade überall sonst passiert. Somit sind in mir viele Sachen hochgekommen, die verarbeitet werden wollten, gerade weil ich nicht viel mit meinen Reisebegleitern sprechen konnte und wollte. Damit war es nicht nur physisch sondern auch psychisch eine extrem intensive Woche.

Ich würde dennoch empfehlen, so eine mehrtägige Wanderung (generell oder speziell im Wilsons Promontory Nationalpark) nur mit Leuten zu machen, mit denen man auf einer Wellenlänge liegt, besonders wenn man in sich selbst noch Kämpfe austrägt. Bist du generell ein offener und flexibler Mensch und mehr bei dir, so geht es sicher auch mit Reisebegleitern die in dem Fall lediglich das selbe Ziel haben wie du: eine tolle Zeit verbringen und die Natur genießen.

Mitten im Nirgendwo hat man nichts außer sich selbst

  • Vergiss das Trinkwasser nicht bei der Planung

Es gibt an den Campingplätzen weder Duschen noch Trinkwasser. Lediglich Dump-Toiletten, die etwa mit riesigen Dixie-Klos vergleichbar sind. Da es besonders bei Overnight-Hikes recht ungünstig ist, das ganze Wasser mitzuschleppen, würde ich dir entweder einen qualitativ hochwertigen Wasserfilter gegen Bakterien empfehlen, oder aber einfach Reinigungstabletten. Eine Tablette reicht hier oft schon für einen ganzen Liter trinkbares Wasser (nicht sauberes – hierfür würde ich zusätzlich eine auffüllbare Filterflasche empfehlen, welche Sand etc herausfiltert; gibt es im Supermarkt je nach Qualität für 15 $ aufwärts).

Meine männlichen Reisebegleiter haben etliche Liter Wasser mitgeschleppt, dies kann man sich aber mit Tabletten und einer Filterflasche eigentlich schenken. Was ein schöner Bonus war: Das andere Mädel welches dabei war hatte ein kleines Fläschchen Fruchtsirup dabei, und so konnten wir uns zwischendurch immer mal eine Flasche mit Geschmack zubereiten.

In Tidal River ist das Wasser übrigens aus jedem Wasserhahn trinkbar, dort gibt es auch ausreichend Duschen um sich nach einer ein- oder mehrtägigen Wandertour frisch zu machen und die Vorräte an Wasser aufzufüllen.

  • Genieße jeden Moment

Trotz der teilweise negativen Erlebnisse, die vor allem mit der unzureichenden Information im Vorfeld und meinen inneren Auffassungen der Situation zusammenhingen, habe ich es spätestens bei der zweiten Wanderung geschafft, jeden Moment einfach anzunehmen und zu genießen. Ich habe die Umgebung in mich aufgesaugt, ich habe viel in mein Tage- und in mein Notizbuch geschrieben, viele Fotos gemacht, um die Momente auf irgendeine Weise festzuhalten. Ich habe meine Lieblingsmusik laufen lassen und den Wellen am Strand zugehört, oder einfach die Sterne betrachtet. Die Aussicht am Tag war, egal wo, immer fantastisch! Manchmal muss man einfach alles ausblenden, im Moment hängen bleiben und diesen genießen.

Genieße den Moment

Mein Fazit

Ich empfehle einen Besuch im Wilsons Promontory Nationalpark unbedingt!!! Ich würde dieses Erlebnis nicht eintauschen wollen und bin immernoch froh über alles, was ich dort sehen und erleben durfte. So flexibel wie wir alle gerne wären – informiere dich wenigstens ein bisschen im Voraus, schau nach den verfügbaren Plätzen auf den Campsites und überlege dir, wie du deinen Trip gestalten willst!

Irgendwann werde ich noch einmal dort hinfahren – und mir dann die Nordhälfte des Nationalparks genauer anschauen. Dann richtig vorbereitet und mit den richtigen Personen.